Empfindsame Zigzagreise in die Unabhängigkeit / Viaje a la independencia, sentimental y en zig-zag [A Sentimental Journey to Independence]

García Düttmann, Alexander. 2010. Empfindsame Zigzagreise in die Unabhängigkeit / Viaje a la independencia, sentimental y en zig-zag [A Sentimental Journey to Independence]. In: Alfons Hug, ed. Menos tiempo que lugar. El arte de la independencia. Buenos Aries[?]: Goethe Institut, pp. 87-98. [Book Section]

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Abstract or Description

Für die Künstler und Kuratoren, mit denen ich in Santiago gesprochen habe, ist das Thema der Unabhängigkeit, deren Tag sich zum zweihundertsten Mal jährt, ein von außen aufgedrängtes Thema, ein Staatsthema, das deswegen entweder unbeachtet bleiben wird oder eine polemische Auseinandersetzung hervorrufen muß. Folge ich den Ausführungen Brugnolis, resultiert der politische Begriff der Unabhängigkeit aus einer “Idealisierung”, nimmt er eine “Idealisierung” vor, was ich so begreife, daß die erlangte Unabhängigkeit zum einen ein vorgegebenes Modell übernimmt, sich an ihm mißt, und bestehende Abhängigkeiten verlängert, zum anderen auch neue Abhängigkeiten hervorbringt. In Uruguay erfuhr ich von einer finnischen Zellulosefabrik, die gegen den Widerstand Argentiniens ans grüne Ufer des Río de la Plata gestellt wurde, für die Binnenwirtschaft allerdings kaum ins Gewicht fällt; Bolívar spielt auch im Namen des Handels Europa gegen Spanien aus. Die Unabhängigkeit eines Landes oder gar eines Kontinents kann also auf die Freiheit hinauslaufen, Abhängigkeiten von anderen Staaten oder Kontinenten zu wählen. Es sei denn, die gewählte Abhängigkeit wird in Wahrheit aufgezwungen. Uruguayische Geistes- und Kunstwissenschaftler zweifeln daran, daß der Staat Denkmäler oder Denkstätten bauen wird, wenn er, wie das Kabinett während meines Aufenthalts beschlossen hat, in zwei Jahren die Unabhängigkeit feiert; zur Hundertjahrfeier hat man noch ein Stadium errichtet. Kann Kunst, soll sich ihre Unabhängigkeit bewähren, soll sie den Staat oder die Nation nicht bloß repräsentieren oder mit historischen Genrebildern den Auftrag nationalpolitischer Konsolidierung erfüllen, wie es der Maler Blanes mit seiner parteiischen Inszenierung des Juramento de los Treinta y Tres Orientales tut, allein im Kampf um Anerkennung sich mit der Politik verbünden, in einem Kampf, der immer wieder neu aufbrechen kann, den die Staatseinrichtung und ihre Zeitrechnung arretieren müssen?

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Additional Information:

Published on the occasion of a touring exhibition curated by Alfons Hug, opening at the Palais de Glace, Buenos Aries on 25/03/2010.

Departments, Centres and Research Units:

Visual Cultures

Dates:

DateEvent
2010Published

Item ID:

3844

Date Deposited:

11 Oct 2010 15:05

Last Modified:

13 Jun 2016 16:01

URI:

https://research.gold.ac.uk/id/eprint/3844

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