Sich der Spaltung widersetzen. Von Geistern, Fiktionen und dokumentarischer Praxis bei Merle Kröger und Philip Scheffner.

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Wolf, Nicole. 2021. Sich der Spaltung widersetzen. Von Geistern, Fiktionen und dokumentarischer Praxis bei Merle Kröger und Philip Scheffner. In: Nicole Wolf, ed. Grenzfälle. Dokumentarische Praxis zwischen Film und Literatur bei Merle Kröger und Philip Scheffner. 23 Berlin, Germany: Vorwerk 8, pp. 9-20. ISBN 9783947238354 [Book Section]

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Grenzfälle, das hier vorliegende Buch, verfolgt das Anliegen, die ungemein vielschichtige und wegweisende gemeinsame Arbeit der Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Dramaturgin Merle Kröger und des Künstlers und Filmemachers Philip Scheffner aufzufächern, ihren großzügigen Einladungen und Herausforderungen zu folgen, uns in den Räumen ihrer Grenzfälle aufzuhalten, darin und damit zu denken und zu agieren – um zu verlernen.

Grenzfälle sind hier Orte des Verweilens. Grenzfälle sind Beziehungen, Verbindungslinien, komplexe Knotenpunkte, produktive Ränder. Grenzfälle werden grundlegend und bis ins Detail ob ihrer strukturellen Verwebungen, der ihnen eigenen Prozesse und materiellen und temporalen Eigenschaften befragt. Grenzfälle werden ungewöhnlich ernst genommen, sie entweichen zu keinem Moment der multisensorischen Aufmerksamkeit. Oft sind sie außergewöhnlich und werden genau dadurch Gegenstand der Arbeit an der Merkfähigkeit einer Gesellschaft. Oft spukt es, nachdem wir ihnen begegnet sind.

Grenzfälle nehmen achtsam wahr, übernehmen Verantwortung. Sie untersuchen strukturelle Spaltung, deren Fiktion und deren oft tödliche Gewalt. Grenzfälle vergessen keine Form der Gewalt. Grenzfälle nehmen nichts so hin, ›wie es ist‹, und fordern ihre eigenen Grenzen heraus. Grenzfälle sind Handwerkszeug, Möglichkeit und Überlebensnotwendigkeit. Sie sind in diesem Sinne radikale Strukturbefragungen, die weitreichende Affekte auslösen.

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